Transkript zum Podcast

Was steckt hinter der Tiergesundheitsinitiative der SalzburgMilch?

Hallo und herzlich willkommen. Wolfgang Dürnberger begrüßt Sie bei den Milchgesprächen, dem Podcast der SalzburgMilch.

Bei mir zu Gast ist heute Tierärztin Dr. Katharina Lichtmannsperger. Sie ist bei der SalzburgMilch für das Thema Tierwohl zuständig und wird uns erzählen, was sich hinter der Tiergesundheitsinitiative der SalzburgMilch versteckt.

 

Katharina, du bist seit Mai Tierärztin bei der SalzburgMilch. Wie war für dich der Einstieg? Was hat dich besonders interessiert an dem Thema?

Griaß di, Wolfgang, es freut mich total, dass ich da sein darf. Ich habe in Zeiten des Lockdowns im Mai in der SalzburgMilch begonnen und zu dieser Zeit ist auch den KonsumentInnen immer mehr bewusst geworden, wie wichtig die landwirtschaftliche Urproduktion in Österreich ist und wie systemrelevant unsere Landwirtschaft ist. Ich habe in der SalzburgMilch begonnen, mit einem super Team zu arbeiten: mit der Hofberatung, mit den Landwirtinnen und Landwirten und vor allem auch mit den Experten von der Boku. (Unviersität für Bodenkultur, Anm.)

 

Katharina, du hast wahrscheinlich Veterinärmedizin studiert. Wie kommst du zu diesem Thema Landwirtschaft – Veterinärmedizin. Hast du da vorher schon Erfahrungen gemacht mit Landwirtschaft?

Genau. Ich wollte immer Tierärztin werden und ich habe auch während meines Studiums – ich habe in Wien studiert – immer schon beim Tierarzt gearbeitet und es hat mich total fasziniert. Ich bin dann direkt an der Uni geblieben, bin dort an der Wiederkäuer-Klinik. Wir haben auch sehr viele stationäre Patienten. Man muss sich das vorstellen wie ein Krankenhaus für Menschen. Jedes Tier hat eine Akte und so schauen wir wirklich das Einzeltier an. Was mich auch so fasziniert sind die Herden. Wie schaffe ich es, dass ich eine Herde gesund halte? Wie schaffe ich es, dass ich einfach Erkrankungen vorzubeuge? Und mit der Tierwohlinitiative, da schafft man es einfach, dass man dem Ganzen schon voraus ist. Man schaut auf Tierwohl, man schaut auf Gesundheit, und kann so gewisse Veränderungen oder Erkrankungen einfach schon vorher abfangen, indem dass ich schaue, dass ich Tiere artgerecht halte.

 

Seit mehr als 3 Jahren ist bei der SalzburgMilch das Tierwohl ein großes Thema. Was kann man sich darunter vorstellen?

Vor 3 Jahren ist das Logo mit der grünen Kuh „100% kontrolliert“ auf alle Produkte drauf gekommen. Und ich möchte kurz sagen, was sich dahinter versteckt: Es ist so, dass es eine ganz enge Zusammenarbeit ist mit Experten der Universität für Bodenkultur und diese unterstützen und bei dem Projekt. Sie haben ein standardisiertes Protokoll aufgestellt, wo wir uns unsere Milchkühe von unseren Lieferbetrieben genau anschauen.

 

Wie laufen solche Checks dann ab? Meldet ihr euch an am Betrieb und ihr kommt dann vorbei und dann werden diese Punkte gemeinsam mit dem Betriebsleiter abgearbeitet?

Es ist  von einer unabhängigen Institution überprüft. Dh. es fahren nicht ich oder meine Kollegen von der Hofberatung auf den Betrieb, sondern es ist wirklich eine externe Stelle, wo hochprofessionelles Personal ist. Sie vereinbaren sich Termine, fahren zu den Betrieben und schauen sich dann dort die Tiere an. Es ist so: Wir haben vor ca. 3 Wochen eine Schulung durchgeführt mit unseren „Checkern“ – das sind die Personen, die auf die Betriebe fahren – und die sind wirklich top. Also die Übereinstimmung zwischen den einzelnen Checkern ist sehr hoch. Wir haben da immer das Expertenwissen von den Professoren und von den Angestellten der Universität für Bodenkultur. Wir machen es mit denen gemeinsam und das hat wirklich Hände und Füße.

 

Das heißt, da geht es auch darum, dass die unterschiedlichen Prüfer das gleiche Ergebnis heraus bekommen, und nicht ein Prüfer strenger beurteilt als vielleicht ein anderer.

Genau. Also, es ist so, wir sind gemeinsam auf die Betriebe gefahren. Wir haben da 20 Tiere uns gemeinsam angeschaut und jeder einzelne Beurteiler oder Checker hat seine Ergebnisse erhoben. Wir haben dann geschaut, wie gut ist die Übereinstimmung zwischen den einzelnen Checkern, und die war sehr gut. Also, wir haben da wirklich Grenzwerte definiert, das ist gut, das ist schlecht.

 

Das heißt aber konkret, sie können dann sehr gut beurteilen, wie es um die Gesamtsituation beispielsweise auf diesem Betrieb bestellt ist?

Genau.  Also, sie erheben dort die Daten. Diese Daten werden dann rückgemeldet an uns und wir verarbeiten das dann weiter. Wir geben den Landwirtinnen und Landwirten ein pdf-Dokument. Sie bekommen diese Auswertung und können dann einsehen – OK, wie schaut es bei mir am Betrieb aus? Welche Bereiche sind bei mir eventuell verbesserungswürdig? Wo bin ich gut dabei?

 

Und wie oft gibt es eine solche Kontrolle auf einem Betrieb?

Es hat ja vor 3 Jahren diese Tierwohlinitiative begonnen. In den ersten 2 Jahren, dh. 2017 und 2018 ist jeder der 2550 Lieferanten  einmal kontrolliert worden. Das heißt, es ist bei jedem diese Erstkontrolle gemacht worden. Und jetzt in den Jahren 2019/20 und 21 kommt jeder Betrieb das zweite Mal dran. Es wird im Prinzip genau das gleiche gemacht wie beim ersten Mal. Dann kann man auch im Laufe der Zeit die Veränderungen sehen. Hat sich etwas getan am Betrieb? Wo bin ich besser geworden? Wo sind vielleicht Punkte, die ich noch verbessern muss?

 

Tiere können ja nicht sprechen, weder wenn es ihnen gut geht noch wenn sie Probleme haben. Woran erkennt man bei einer Kuh, ob sie sich gerade wohl fühlt oder ob sie krank ist?

Wenn man direkt vor dem Tier steht und das Tier kaut z.B. wieder, merkt man, dass es dem Tier gut geht. Das Wiederkauen ist ein ganz wichtiger Prozess in der Verdauung für Kühe. Wenn ich vor dem Tier stehe und ich schaue es mir an: sie belastet alle 4 Gliedmaßen gleich, sie hat eine aufrechte Kopfhaltung, sie präsentiert sich. Das ist für mich ein gesundes Tier. Sie wedelt mit dem Schwanz, um Fliegen abzuwehren, sie zeigt einen vollen Magen. Das erkennt man daran, wenn man z.B. die Kuh von links anschaut – das kann man rechts nicht sehen, weil der erste Magen der Kuh auf der linken Seite ist und er füllt normalerweise die ganze Hungergrube aus. Wenn ich die nicht mehr erkenne, weiß ich: Oh, die Kuh ist sehr voll, die hat sehr viel gefressen.

 

Das heißt aber, ihr habt als Spezialisten einfach einen Blick dafür. Man kann dann sehr schnell sagen: OK, der Kuh geht es gut oder die Kuh hat vielleicht ein Problem. Der Bauer wird’s ohnehin wissen, nehme ich an, weil er seine Kühe auch sehr gut kennt, wahrscheinlich jedes Tier.

Genau, der Landwirt, der kennt seine Tiere eh‘ genau. Also, der weiß, wie sie so ticken, jedes einzelne. Die haben auch einen Charakter, wie unsere Haustiere. Jede Katze, jeder Hund hat einen eigenen Charakter und unsere Kühe genauso. Und wir als Tierärzte – wenn wir vor dem Tier stehen – müssen wir innerhalb sehr kurzer Zeit sehen, OK, der Kuh geht’s jetzt schlecht oder gut. Und der Landwirt merkt das ja auf eine ganz eine andere Art und Weise. Wir beurteilen daher Dinge, die man in der klinischen Untersuchung dann erhebt, aber der Landwirt, der weiß, wenn die Kuh nicht mehr frisst z.B. - das ist das erste, das sie zeigt, wenn sie Schmerzen hat oder Sonstiges  -  dass es ihr nicht gut geht und dass man unmittelbar etwas machen muss.

 

Es ist ja jedes Tier eigentlich eine eigene Persönlichkeit. Es gibt Tiere, die sind ein bisschen schreckhafter, es gibt Tiere, die sind ruhiger, wenn man in einen Stall reinkommt. Oft einmal bleiben sie ganz ruhig. Es gibt ja auch diesen Begriff dieser „Emotionalen Tiergesundheit“. Kannst du uns da vielleicht ein bisschen etwas dazu sagen?

Es ist ja beim Tier sehr schwierig, eine Kuh zu fragen: „Wie geht es dir?“ Es ist ja sogar beim Menschen schwierig, irgendwie psychische Erkrankungen festzustellen. Beim Tier versucht man mit gewissen Tests, zu schauen, wie gut sind die Tiere z.B. an den Menschen gewöhnt oder angepasst. Da machen wir z.B. in unserem Tiergesundheits-Check diese Ausweich-Distanz. Da haben wir sehr erfreuliche Ergebnisse erzielen können. Auf den Hälften der Betriebe haben sich 84 % der Kühe berühren lassen – von einer fremden Person.

 

Was heißt das dann konkret? Die Tiere sind Menschen gewöhnt ?

Es ist so oder man muss davon ausgehen, die Tiere sind an den Menschen gewöhnt und die Landwirte gehen mit den Tieren gut um.

 

Gerade jetzt im Herbst machen sich Menschen immer wieder Gedanken, dass es den Rindern auf der Weide zu kalt wird. Rinder haben aber beispielsweise bei der Temperatur andere Ansprüche als der Mensch, oder?

Genau. Wenn wir jetzt einmal prinzipiell vergleichen den Menschen und die Kuh, indem wir z.B. auf die innere Körpertemperatur schauen. Wir haben beim Menschen diese 37 °C, die ja jetzt eh‘ in aller Munde sind. Und bei uns beim Rind haben wir 38,3 °C – 38,8 °C. Beim Kalb ist da zum Beispiel bis 39,2 °C physiologisch, also normal. Die Kuh hat auch von der – man nennt das so - „thermoneutralen Zone“, wo die Kuh am besten zurechtkommt, das ist zwischen 4 °C und 16 °C. Das heißt, sie fühlt sich jetzt bei diesen Temperaturen sehr wohl.

 

Wo man als Mensch oft das Gefühl hat, der Kuh ist sicher zu kalt, weil sie jetzt vielleicht noch auf der Weide steht. Da taugt‘s der Kuh eigentlich erst richtig, oder?

Genau. Was natürlich für Tiere auch immer gilt – für uns Menschen genauso – Zugluft ist immer schlecht. Aber grundsätzlich ist die Temperatur jetzt, man muss dann aber auch immer die Luftfeuchtigkeit mitberücksichtigen, aber so wie es jetzt ist, ist es für die Tiere optimal.

 

Ihr habt mittlerweile alle Betriebe durchkontrolliert. Ihr wart auf jeden Betrieb zumindest einmal dort. Wie geht’s den Bäuerinnen und Bauern mit dieser Tierwohl-Initiative? Wie stehen sie dahinter?

Wir haben vor kurzem eine hausinterne Umfrage gemacht mit unseren Lieferanten. Es haben uns 30 % der Personen Feedback gegeben. Sie haben Fragen beantworten können, wie sie mit der Umsetzung zurechtkommen, wie sie generell zu dem Thema stehen, und wir haben sehr viel positive Rückmeldung bekommen. Die Landwirte haben auch ergänzt, dass es einfach einmal gut ist, dass man das festlegt. OK, schau‘ wir sind doch gut. Dass man keine Angst davor haben muss. Wir brauchen uns nicht zu verstecken, weil unsere Landwirtschaft auf sehr hohem Niveau arbeitet. Wir können uns auch mit anderen – international – vergleichen.

 

Es gibt natürlich gerade in der Öffentlichkeit auch immer wieder Kritik an einzelnen Betrieben in Richtung Tierschutz, in Richtung Tierhaltung / Rinderhaltung. Wie siehst du das, wenn du die Gesamtsituation in Salzburg beurteilst? Wie geht’s den Kühen, den Rindern auf unseren Höfen in Salzburg?

Es ist für mich persönlich ganz wichtig und das ist auch bei den Fragebögen von den Lieferanten rückgemeldet worden, dass es immer sehr traurig ist, dass in den Medien immer das kommt, was schlecht ist und die 95-99 % der Personen, die wirklich super arbeiten, die werden immer irgendwie in den Schatten gerückt. Man muss das Bild jetzt auch irgendwie ein bisschen drehen. Ich finde, dass die SalzburgMilch da auf einem sehr guten Weg ist, mit dem „Pionier der Tiergesundheit“ und wir schauen drauf. Wir schauen bewusst hin, wir geben den Landwirten die Möglichkeit, gecheckt zu werden – unabhängig – und dass man einfach gemeinsam dort bewusst hinschaut und nicht immer nur das Schlechte, diese einzelnen Punkte rauspickt. Das ist auch rückgemeldet worden, dass es gut ist, dass es bei solchen Betrieben, wo es nicht funktioniert, aufgedeckt wird und dass das an uns rückgemeldet wird. Wir gehen auch jeden einzelnen negativen Kommentar oder Sonstigem von Konsumentinnen und Konsumenten oder auch von anderen Landwirten nach. Wir nehmen das Ernst und wir schauen uns das an und  gegebenenfalls werden die Betriebe öfters besucht, bis man das Problem dann in den Griff bekommt.

 

Was sind aus deiner Sicht diese klassischen Problemzonen, wo hakt es manchmal? In welche Richtung wird beraten, dass man sagt – hier gibt es vielleicht ein Problem, hier muss man ein bisschen nachbessern?

Man muss prinzipiell in der ganzen Diskussion beachten - wir haben auch eine mit der Universität für Bodenkultur zusammen die Daten ausgewertet – der Faktor Mensch ist einfach in dem ganzen Konstrukt das Wichtigste. Wenn ich auf einen Betrieb komme, wo die Dinge tierschutzmäßig nicht funktionieren, dann ist es oft der Faktor Mensch, der einfach vielleicht mit dem Arbeitspensum nicht mehr zurechtkommt, „Weil ich körperlich nicht mehr in der Lage bin“. Man muss den Leuten einfach sagen: „OK, schaut einmal, das sind die Fakten. Ist das wirklich so sinnvoll? Wie können wir das gemeinsam machen?“ Wir machen ja diese Tierwohl-Checks im Sinne unserer Landwirte, mit ihnen gemeinsam. Wenn man das irgendwie an ein Amt oder so weitergibt, die haben Gesetze, die werden rigoros durchgezogen. Wir sind einfach dabei. OK, wir wissen das Problem, wir wollen gemeinsam diesen Weg gehen, sodass es für jeden einzelnen wirklich umgesetzt wird.

 

Das heißt, die SalzburgMilch und du, ihr wollt vor allem beratend tätig sein auf diesen Betrieben und unterstützend tätig sein, wenn es beispielsweise wirklich Probleme geben würde?

Genau. Und wir nehmen das auch wirklich Ernst und fahren dann dorthin und beraten. Es wird immer wieder reevaluiert, weil Vertrauen ist gut, Kontrolle in diesem Fall besser.

 

Ich entnehme aber diesen Antworten oder diesen Rückmeldungen, dass es in Summe den Tieren auf den Salzburger Bauernhöfen eigentlich sehr gut geht. Bis auf einzelne Einzelfälle, die es immer wieder gibt und die vielleicht dann auch aus familiären Situationen oder aus Krankheitssituationen der Betreiber heraus entstehen. Aber  als Konsument kann man sich grundsätzlich gut darauf verlassen, dass es den Tieren auf den Betrieben in Salzburg gut geht.

Genau. Und was man auch an dieser Stelle vielleicht noch sagen muss, ist dieses Logo „100 % kontrolliert“ mit der Kuh – es gibt so viele Labels, wo man sich denkt: „Was steht denn da eigentlich dahinter?“ Ich kann sagen, dass bei uns das einfach ernst genommen wird. Das, was wir sagen und raustragen, ist echt. Wir stehen dazu, wir haben Experten ins Boot geholt, damit sie uns unterstützen. Wir schaffen das alleine nicht, und die geben uns wirklich auf höchstem Niveau ihre Antworten und arbeiten mit uns sehr gut zusammen.

 

Es gibt in Salzburg immer noch einige Betriebe, die keinen Laufstall haben, keine Laufstallhaltung sondern eine klassische Anbindehaltung mit Weidehaltung – die Kombinationshaltung. Welchen Eindruck hast du von solchen Betrieben? Wie geht’s hier den Tieren?

Es ist so: Es ist im Prinzip auch wieder der Faktor Mensch, der da sehr viel mitspielt und wir haben in der Ergebnisauswertung von den Erstkontrollen, wo wir wirklich diese über 2.500 Betriebe ausgewertet haben, gesehen – es gibt kein Gut und Schlecht. Der Mensch spielt soviel mit, das Management und es gibt Kombinationshaltungsbetriebe, wo es laut der Auswertung den Tieren auch sehr gut geht, die Topergebnisse erreichen, und im Laufstall genauso. Man hat immer eine sehr hohe Schwankungsbreite.

 

Mir persönlich fällt immer wieder auf, dass die Bindung – auch emotionale Bindung – der Bäuerinnen und Bauern auch zu ihren Tieren sehr groß ist. Wenn eine gute Milchkuh vom Betrieb abgeht, weil sie eben aufgrund des Alters vom Betrieb weg muss, dann gibt es auch immer wieder sehr traurige Gesichter. Da gibt es, glaube ich, auch eine sehr starke emotionale Bindung, die man als Außenstehender vielleicht oft einmal nicht mitbekommt. Wie siehst du das?

Wir sind in Österreich  noch in der glücklichen Lage, dass wir eine sehr kleinstrukturierte Landwirtschaft haben. Es ist sehr oft so, dass die Kälber am Hof geboren werden und die werden dort aufgezogen. Sie gehen vielleicht auf einen Aufzuchtbetrieb, oder bleiben am Hof, d.h. sie kalben dort ab, sind eine Milchkuh. Die Tiere leben sehr lange auf den Höfen.  Natürlich entsteht dann auch eine Bindung zwischen dem Halter und dem Tier, und es ist nichts Schönes, wenn dann eine Kuh den Hof verlassen muss.

 

Ich habe es auch schon gesehen, dass dann Tränen fließen, wenn das Tier abgeholt wird.

Ja, das ist keine Seltenheit. Was man vielleicht an diesem Punkt noch sagen muss, ist das: Das ist das, was wir sehen, aber die Landwirte sind ja tagtäglich mit ihren Tieren konfrontiert und es ist auch nichts Schönes, wenn die Tiere z.B. krank sind. Wo Leben ist, ist auch immer Krankheit. Man wünscht es sich natürlich nicht und man versucht, die Herde gesund zu halten, das ist eh‘ klar. Aber manchmal lässt es sich einfach nicht vermeiden. Das ist natürlich für die Betreuungspersonen auch immer eine sehr große Herausforderung.

 

Gerade der Medikamenteneinsatz wird in der Landwirtschaft sehr kritisch gesehen, auch von Seiten der Menschen. Anderseits, wenn ein Tier krank ist, braucht man wahrscheinlich den Tierarzt und braucht man auch Medikamente.

Es ist immer ein sehr großer Unterschied zu machen. Es ist ja bei uns Menschen auch nichts anderes. Nehme ich vorbeugend Antibiotikum oder Schmerzmittel oder schaue ich drauf, dass ich mich gut ernähre, dass ich Sport betreibe, dass ich gesund bleibe. Genau das ist das, was wir auch mit unseren Tieren versuchen. Dass wir einfach schauen, OK, wir schauen vorher schon. Wir bieten ihnen eine gute Haltung, eine gute Fütterung, artgemäßes Verhalten, damit sie nicht irgendwelche Krankheiten entwickeln, damit wir so den Antibiotika- und Arzneimitteleinsatz reduzieren können.

 

Die Tierwohlinitiative wurde vor mehr als 3 Jahren aus der Taufe gehoben. Gibt es Reaktionen von den Konsumenten. Wie haben die reagiert oder gibt es hier Rückmeldungen?

Also, was ich vielleicht einmal nicht zum Konsumenten sondern zu den Landwirten sagen kann, es gibt schon eine sehr starke Tendenz. Es ist eh‘ – wie vorher schon angesprochen – sehr positiv aufgenommen worden. Und die Personen, oder Landwirte, die die Möglichkeit gehabt haben, haben die Maßnahmen unmittelbar umgesetzt. Also die haben quasi gesagt: „Ok, wir haben das jetzt, wir machen das.“ Und zack, waren die Tiere auf der Weide. Man sieht dann auch, wenn die Tiere auf der Weide sind, sie können ihr Verhalten besser zeigen und die Landwirte haben dann auch rückgemeldet, dass man gewisse Dinge viel besser beobachten kann. Es ist sehr positiv, die Rückmeldung der Landwirte. Und von den Konsumenten her ist die Rückmeldung auch sehr gut. Die SalzburgMilch wird mit Tierwohl in Verbindung gebracht. Das ist auch gut so, denn wir machen sehr viel dafür.

 

Sehr häufig fällt in unserer Zeit auch der Begriff des „Greenwashings“, wo man sich, sage ich, ein grünes Mäntelchen umhängt. Bei der SalzburgMilch meint man es mit der Tierwohl-Initiative aber sehr ernst. Das heißt, es steckt wirklich etwas dahinter und man kann als Konsument auch wirklich darauf vertrauen?

Genau. So wie es bei uns gemacht wird, wird es sonst bei keinem gemacht. Das heißt, wir haben uns wirklich von der BOKU die Experten rein geholt, wir haben auch immer einen unabhängigen Tiergesundheitsbeirat, wo wir Experten dazu holen und es einfach gemeinsam durchdiskutieren und Pläne schmieden und das dann auch in die Praxis umsetzen.  Das ganze Projekt ist so wirklich standhaft und man kann das auch sagen – so gibt es das sonst nicht.

 

Tierwohl wird wahrscheinlich auch in Zukunft ein sehr großes Thema sein. Wie wird diese Tierwohl-Initiative weiterentwickelt werden? Gibt es hier vielleicht schon einzelne Sachen, die du uns nennen kannst, nennen möchtest, nennen darfst?

Es ist so. Wir sind ständig im Umbruch. Wir sind immer am Weiterentwickeln: „Wie kann man es noch verbessern?“ Und wir sind dabei, wir haben vor kurzem den Tiergesundheitsbeirat wieder gehabt, und wir haben sehr viele neue Ideen wieder bekommen. Wir sammeln die und wir versuchen dann, anhand dieser Ideen und Inputs, die wir bekommen haben, das auch wieder umzusetzen und in der Praxis dann von der SalzburgMilch an unsere Betriebe rückzumelden. Damit wir das stetig verbessern.

 

In diesem Beirat sitzen aber auch Bäuerinnen und Bauern, soweit ich weiß, oder? Das heißt, die können durchaus hier ein wenig mitentscheiden, in welche Richtung es gehen wird.

Genau. In unserem Tierwohlbeirat waren Vorstandsvertretung, von der bäuerlichen Seite, wir haben Tierärzte, wir haben einen Experten von Raumberg-Gumpenstein, der sich sehr stark mit Nachhaltigkeit auseinandersetzt, und natürlich unsere Experten von der Nutztierwissenschaft, die zur Tierwohlinitiative, mit dem Welfare-Quality-Protokoll, ihr Expertenwissen einbringen.

 

Mit der Milchproduktion selbst in der SalzburgMilch hast du wahrscheinlich relativ wenig oder natürlich teilweise zu tun. Du sagst aber, man kann mit gutem Gewissen Produkte der SalzburgMilch genießen. Wenn du ins Büro kommst und den Kühlschrank aufmachst, was gibt es dann an Milchprodukten bei dir am Tisch?

Also mein Lieblingsprodukt ist einfach die Buttermilch. Ich trink sie sehr gerne. Es ist ein erfrischendes Getränk und ist auch köstlich, wenn man es mit hausgemachten Marmeladen oder Sonstigem vermischt.

 

Katharina, vielen Dank für das Gespräch. Hat mich sehr gefreut.

Danke Wolfgang, es war mir eine Freude.

 

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